Live und ganz in Farbe – „Catch me if you can“ am Staatstheater Nürnberg

Liebe Leser,

meistens verfluche ich spontane Dienstreisen. Vor allem dann, wenn sie mich kurz vor Weihnachten noch weit in den Süden des Landes ziehen und somit meine ganze vorweihnachtliche Planung durcheinander bringen. Dieses Mal bin ich jedoch beinahe froh, denn durch Zufall lag unser Hotel direkt neben dem Nürnberger Staatstheater und das wiederum hat uns darauf aufmerksam gemacht, dass zurzeit eines meiner Lieblingsmusicals läuft. Ja, genau, die Rede ist von „Catch me if you can“. Dieses Muscial habe ich in Wien das erste Mal erleben dürfen und auch damals schon darüber berichtet. Allerdings wesentlich knapper als heute. Kaum zu glauben, dass es vier Jahre gedauert hat, bis ich es erneut sehen konnte.

FOTOS: PEDRO MALINOWSKICatch me if you can Musical von Terrence McNally, Marc Shaiman und Scott Wittman Premiere: Samstag, 06.10.2018 / 19:30 Uhr  Opernhaus in deutscher Sprache In Zusammenarbeit mit outside eye gmbh  Europäische Erstaufführung im Thea
Fotograf: Pedro Malinowski

Es geht um Betrug, Gefühl und eine rasante Verfolgungsjagd durch ganz Amerika. Frank William Abagnale Jr. ist jung, charmant und hat von seinem Vater gelernt, dass man im Leben für die Dinge kämpfen muss, die einem (vermeintlich)  zustehen. Auch dann, wenn man dafür ein bisschen tricksen und flunkern muss. Schon in der Schule gibt der Junge sich als Vertretungslehrer aus, hilft anderen Schülern dabei die perfekte Entschuldigung zu fälschen und erntet dafür anstatt Hausarrest auch noch einen Schulterklopfer. Es ist also irgendwie kaum ein Wunder, dass er, als ihm nach nach der Scheidung seiner Eltern alles ein bisschen zu viel wird, mit seinem ersten Scheckbuch von zu Hause weg läuft und nach und nach zu einem der meist gesuchten Betrüger wird.  Scheckbetrug, ein ergaunertes Medizinstudium und eine Prüfung bei der Anwaltskammer gehen auf sein Konto. Steven Spielberg brachte diese Geschichte erstmals 2002 auf die Kinoleinwände, doch in Wirklichkeit ist sie um einiges älter. Denn sie basiert auf der wahren Lebensgeschichte eines Mannes, der mittlerweile als Berater in Sachen Scheckbetrug tätig ist.

FOTOS: PEDRO MALINOWSKICatch me if you can Musical von Terrence McNally, Marc Shaiman und Scott Wittman Premiere: Samstag, 06.10.2018 / 19:30 Uhr  Opernhaus in deutscher Sprache In Zusammenarbeit mit outside eye gmbh  Europäische Erstaufführung im Thea
Fotograf: Pedro Malinowski

Am Staatstheater Nürnberg wird diese Rolle von David Jakobs gesungen. Ich muss ehrlich sagen, dass ich sehr angenehm überrascht war. Denn denke ich an „Catch me if you can“, dann denke ich in erster Linie an Aaron Tveit, der mich dazu veranlasst hat, 2012 die CD zu kaufen und eine ganze Weile nichts anderes mehr zu hören. Was David Jakobs jedoch in Nürnberg auf die Bühne gebracht hat, war auf den Punkt, gefühlvoll, verschmitzt und stimmgewaltig. Ihm gegenüber steht Rob Pelzer, der Klischee-Beamter von Hause aus eher einen schlechten Start beim Publikum hat. Doch auch ehr verleit seiner Rolle im Verlauf des Stücks so viel Menschlichkeit, dass man bei dieser Verfolgungsjagd gar nicht richtig entscheiden mag, auf welche Seite man sich nun eigentlich stellt. Mich persönlich hat auch Inga Krischke als Branda Strong berührt. Das Mädchen, das Frank dazu gebracht hat, nach all seinen Abenteuern und den großen und kleinen Betrügereien sesshaft werden zu wollen. Ihre Interpretation von „Flieg, flieg ins Glück“ war einfach zauberhaft.

FOTOS: PEDRO MALINOWSKICatch me if you can Musical von Terrence McNally, Marc Shaiman und Scott Wittman Premiere: Samstag, 06.10.2018 / 19:30 Uhr  Opernhaus in deutscher Sprache In Zusammenarbeit mit outside eye gmbh  Europäische Erstaufführung im Thea
Fotograf: Pedro Malinowski

Ohnehin mag ich die Musik von Marc Shaiman sehr. Natürlich muss man einige Abstriche machen, wenn man das englischsprachige Original im Ohr hat. Aber die Übersetzung der Texte ist überwiegend gelungen und die Musik wird von Jürgen Grimm und seiner Big Band direkt auf der Bühne mitreißend umgesetzt. Ich muss gestehen, dass ich ordentlich in meinem Sitz gewippt habe. Zum Glück saßen wir aufgrund der Kurzfristigkeit unseres Besuches ziemlich unter dem Dach, sodass es wohl niemanden weiter gestört haben durfte. Was mich irgendwie dazu bringt, auch noch ein paar Worte über das Haus an sich zu verlieren. „Catch me if you can“ wird im Opernhaus gespielt und damit in einer wirklich beeindruckenden historischen Kulisse. Mit dem Bühnenbild von Jens Kilian wurden wir jedoch in die kunterbunte, poppige Fernsehwelt der 60er Jahre versetzt, die von Regisseur Gil Mehmert vielseitig genutzt wurde, um diese „greatest show on earth“ für das Publikum zum Leben zu erwecken.

Wie ihr lesen könnt, halte ich diese Produktion von „Catch me if you can“ für eine wirklich gelungene Arbeit der Kreativteams und der Besetzung. Es hatte für mich genau das richtige Tempo, fließende Übergänge und eine spannende Mischung aus Songs aus Jazz, Swing und Balladen. Das Stück läuft noch bis zum 20. Juni 2019 am Staatstheater Nürnberg und ist absolut sehenswert. Tickets und weitere Informationen auch zu den anderen, wirklich tollen Darstellern findet ihr natürlich direkt hier, auf der Webseite des Hauses.

Im Zuge der aktuellen Ereignisse in der Blogger-Welt muss ich an dieser Stelle noch kurz darauf hinweisen, dass dieser Beitrag zwar irgendwie Werbung ist, aber nicht gesponsert wurde, ich aus eigenen Stücken eine Karte gekauft und nun darüber geschrieben habe.

Bis zum nächsten Mal,
Auri der Theatergeist

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